Hansa-Berufskolleg Jahrbuch 2020/2021

Inwiefern hat Sie die Corona-Pandemie beruflich und privat besonders betroffen? Anfangs lief alles noch relativ normal ab, die Hoffnung war eben da, dass uns das Ganze nicht erwischt. Naja, diese Hoffnungen waren wohl umsonst. Irgendwann wurde dann beschlossen, dass wir unsere Klasse in zwei Gruppen aufteilen müssen. Es war zwar schade, da wir sowieso schon nur eine kleine Klasse waren, aber es war okay. Zu der Zeit mussten wir auch mit dem ein oder anderen neuen Lehrer zurechtkommen. Die Umstellungen sind natürlich nicht immer einfach gewesen, aber was ist schon einfach während Corona? Nach den Sommerferien durften wir wieder zusammen sitzen, bis dann Ende 2020 die Schulen für uns komplett geschlossen wurden. Dies aber auch, um uns davor zu schützen, uns vor der schriftlichen Abschlussprüfung im Dezember noch anzustecken. Zuletzt gesehen haben wir uns als Klasse also bei den Abschlussprüfungen. Leider war es uns auch nicht möglich, die bestandenen Prüfungen im April noch zu feiern. Das war natürlich der unschöne Teil daran. Zum Glück hat die Coronapandemie nur einen kleinen Abschnitt unserer Ausbildung betroffen. Aber privat wie auch beruflich musste man sich eben einschränken und scheinbar hat dies ja auch einigermaßen gefruchtet. Und weil wir eben nicht in die Schule und die meisten aus unserer Klasse auch nicht vollständig ins Gericht durften, musste natürlich online gelernt werden. Ich habe dies als relativ unproblematisch empfunden, sowohl den Unterricht mit der Klasse, als auch den Unterricht zwecks Prüfungsvorbereitung mit unserem Ausbilder. Trotzdem bin ich mehr als froh, wenn bald wieder ein bisschen Normalität zurückkehrt und für die Jahrgänge unter uns wünsche ich mir, dass sie einen Großteil der Ausbildungszeit in Präsenz erleben können. Wie sieht Ihr konkreter Berufsalltag aus? Ich konnte glücklicherweise in meinem Ausbildungsgericht in Borken bleiben. Dort bearbeite ich die Erwachsenen- strafsachen und erwische mich immer wieder dabei, wie vertieft ich in die spannenden Themen der Akten bin. Seit Kurzem habe ich auch ein kleines Pensum an Betreuungssachen. Dort ist das Schöne, dass man hin und wieder auch persönlichen Kontakt zum Publikum hat. Der Umgang mit Menschen macht mir besonders viel Spaß. Grundsätzlich kann ich ziemlich viel selbständig vorbereiten oder auch ausführen. Ich bereite Beschlüsse für die Richter vor, beantworte Fragen von Bürgern oder Rechtsanwälten schriftlich oder am Telefon und gehe regelmäßig in die Strafsitzungen, um dort Protokoll zu führen. Die Richter oder auch Rechtspfleger bei den Gerichten sind diejenigen, die mir sagen, was zu tun ist. Diese fällen Entscheidungen und ich bin dafür zuständig, diese Ent- scheidungen schriftlich an die Beteiligten des Verfahrens bekannt zu machen. Auch wenn sich das Ganze vielleicht nicht wirklich spannend anhört – das täuscht. Ich habe noch keine Sekunde bereut, diese Ausbildung gemacht zu haben. 66

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